Muskelerkrankungen
Die Skelettmuskulatur – als eines der größten Organe des Körpers – hat eine wichtige Bedeutung in der Haltung und Mobilität des Bewegungsapparates, aber z.B. auch für die Gesichtbewegung (Mimik) und für Kau- und Schluckbewegungen und das Sprechen. Mittlerweile weiß man, dass die Steuerung der Muskulatur recht komplex ist und nicht nur das Nervensystem, sondern auch der Muskel an sich und verschiedenen Botenstoffe eine wichtige Rolle spielen.
Die Bewegungssteuerung der Muskulatur erfolgt durch elektrische Impulse, die vorwiegend aus dem Gehirn und dem Rückenmark kommen und über die peripheren Nerven an Armen, Bein und Rumpf weitergeleitet werden.
Wie kann eine Störung der Muskelfunktion entstehen?
Im Wesentlichen liegen folgende Funktionsstörungen vor:
- Die Ansteuerung des Muskels kann durch eine Schädigung der Nervenbahnen gestört sein.
Das bedeutet, dass die Impulsweiterleitung vom Nerven auf den Muskel, beispielsweise durch Verletzungen, Druckschädigung oder Entzündungen der Nerven gestört ist. Das kann man sich wie bei einem Stromkabel vorstellen: Wenn das Kabel einer Lampe defekt ist, kommt auch kein Strom zur Glühbirne, das Licht bleibt aus. - Die Impulsübertragung vom Nerv auf den Muskel kann gestört sein.
Dies ist beispielsweise bei der Autoimmun-Erkrankung „Myasthenia gravis“ der Fall. Hier blockieren Antikörper Übertragungsstoffe, so dass der Nervenimpuls nur reduziert am Muskel ankommt. Dadurch kommt es meistens zu einer belastungsabhängigen Schwäche der Muskulatur. - Der Muskel selbst kann geschädigt sein.
Es gibt viele Muskelerkrankungen die auf einer Stoffwechselstörung des Muskels beruhen. Das bedeutet, das für die Muskelfunktion wichtige Substanzen nicht oder nicht ausreichend vorhanden sind. Dadurch ist der Muskel in seiner Funktion gestört, was sich meistens durch eine Schwäche der Muskulatur bemerkbar macht. Viele dieser Störungen haben einen genetischen Hintergrund und beginnen bereits im Kindes- oder Jugendalter.
Auch im Rahmen von rheumatischen oder Autoimmunerkrankungen kann es im Laufe des Lebens zu einer Funktionsstörung der Muskulatur kommen. Auch Entzündungen der Muskulatur (Myositis) können zu einem Kraftverlust und Schmerzen der Muskulatur führen. Auch verschiedene Medikamente können zu einer Schädigung des Muskels führen.
Wichtig bei Muskelerkrankungen ist die individuelle Anamnese!
– Wann haben die Beschwerden begonnen?
– Was waren die ersten Beschwerden (Schmerzen, Kraftverlust) und wie haben sich die Beschwerden im Laufe der Zeit entwickelt?
– Sind die Beschwerden immer gleich, oder ändert sich etwas im Tagesverlauf oder nach körperlicher Betätigung?
– Gibt es bestimmte Auslöser (z.B. übermäßige körperliche Anstrengung, neue Medikamente)?
– Liegen weitere Erkrankungen vor (z.B. rheumatische Erkrankungen, Autoimmun-Erkrankungen, Tumorerkrankung)?
– Gibt es in der Familie noch weitere Betroffene?
Welche Diagnostik ist sinnvoll?
Die Diagnostik orientiert sich am Erscheinungsbild und Ausprägung der Muskelbeschwerden. Neben der Labordiagnostik gehört immer auch die Untersuchung der Nervenbahnen (Elektroneurographie) und die Messung der Muskelaktivität mittels Elektromyographie zur Abklärung von Muskelbeschwerden. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein zusätzlich mittels MRT (Kernspintomographie) die Muskulatur bildlich darzustellen. Eine Probenentnahme (Muskelbiopsie) zur genauen Untersuchung des Muskelgewebes und in manchen Fällen auch eine genetische Testung können helfen die Muskelerkrankungen genauer einzuordnen.
Weitere Informationen
Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke
Deutsche Myasthenie Gesellschaft
Leitlinie Diagnostik bei Muskelerkrankungen (Deutsche Gesellschaft für Neurologie)
Leitlinie Diagnostik bei Muskelschmerzen (Deutsche Gesellschaft für Neurologie)