Wenn sich die Bewegung (und noch mehr) verändert…
Parkinson-Syndrome
Was ist die Parkinsonerkrankung?
Die Parkinson-Erkrankung wurde vor über 100 Jahren von James Parkinson beobachtet und erstmalig beschrieben. Er hat sie damals als «shaking palsy» – Schüttellähmung bezeichnet. Mittlerweile weiß man, dass die klassische Parkinsonerkrankung (Morbus Parkinson) zu den sogenannten neuro-degenerativen Erkrankungen gehört.
Das sind Erkrankungen, bei denen es zum Abbau von Nervengewebe im Gehirn kommt.
Was die genaue Ursache für den Abbau ist, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Man vermutet, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen (z.B. genetische Veranlagung, Umwelteinflüsse, Bewegungsmangel und eventuell Ernährung). Ein wesentlicher Mechanismus (nach heutigem Stand), der das Nervensystem in seiner Funktion stört, ist die Ablagerung des defekten Neuroproteins Alpha-Synuklein. Je nachdem wo es zu den Ablagerungen im Gehirn kommt, können unterschiedliche Funktionen betroffen sein. Im Hirnstamm beispielsweise führt zu einer Störung der Bewegungsabläufe. In anderen Regionen des Gehirns können die Ablagerungen zu kognitiven Störungen, Müdigkeit, Depression, Schlafstörungen oder Riechstörungen führen. Neuere Forschungsergebnisse ergaben Hinweise, dass eventuell auch erste Veränderungen im Nervensystems des Darms oder in den Riechfasern entstehen, die sich dann weiter ausbreiten können. Da sowohl das Riechepithel als auch Darm eine Verbindung zur Umwelt darstellen, wäre das auch eine mögliche Erklärung für den Zusammenhang zwischen bestimmten Umwelteinflüssen (z.B. Pestizide und andere Umweltgifte) und der Parkinson-Erkrankung.
Bei der Parkinson-Erkrankung kommt es in Folge des Abbaus von bestimmten Nervenzellenansammlungen, zu einer fehlerhaften Signalübertragungen innerhalb des Gehirns, wodurch die Steuerung und Koordination verschiedener Hirnfunktionen gestört wird.
Beim Morbus Parkinson (oder auch idiopathisches Parkinson-Syndrom) sind bestimmte Nervenzellenansammlungen im Hirnstamm von einem übermäßigen Abbau betroffen. Durch den Nervenzellenabbau ist vor allem die Produktion des Botenstoffs Dopamin beeinträchtigt. Dieser wiederum spielt im Zentralen Nervensystem (ZNS) bei der Kontrolle und Steuerung von Bewegungen eine große Rolle, da er mit den sog. Basalganglien und darüber mit der motorische Rinde des Großhirns in Kontakt steht.
Nimmt im Laufe der Zeit (über mehrere Jahre) die Dopaminproduktion immer weiter ab, wird irgendwann eine kritische Grenze erreicht und die Bewegungssteuerung ist für die Betroffenen nun merklich gestört.
Man unterscheidet beim Parkinson-Syndrom
- das “klassische” idiopathische Parkinson-Syndrom (Morbus Parkinson) kommt am häufigsten vor (ca. 90% der Betroffenen)
- die drei atypischen Parkinson-Syndrome, welche neben der Parkinson-Symptomatik jeweils weitere, recht spezifische, Symptome aufweisen
– Multisystematrophie (MSA)
– progressive supranukleäre Blickparese (PSP)
– kortikobasale Degeneration (CBD) - sekundäre Parkinson-Syndrome, zum Beispiel verursacht durch Medikamente, Schädigungen des Gehirns (Verletzungen, Durchblutungsstörungen, Blutungen) oder Störungen der Nervenwasserzirkulation
Vielen Betroffene fällt die Erkrankung durch eine Störung der Bewegung bzw. Beweglichkeit auf.
Typische Symptome sind
- Verminderung und Verlangsamung der Bewegungen („Hypokinesie bzw. Bradykinesie“),
- Steifigkeitsgefühl („Rigor“)
- Gangstörungen mit kleineren Schritten, die Füße schlurfen tüber den Boden, Loslaufen fällt schwer, umdrehen dauert länger,
- Veränderung der Körperhaltung und des Gleichgewichtsfähigkeit („posturale Instabilität“)
- Zittern der Hände („Tremor“) – meistens einseitig betont.
Manche Patienten beschreiben, dass sich ihre Bewegungen steif und mechanisch, wie bei einem Roboter anfühlen.
Die Symptome entwickeln sich bei den meisten Betroffenen eher schleichend über mehrere Monate und Jahre. Manchmal bemerken die Betroffenen bereits Jahre zuvor Veränderungen an sich, die sowohl die Bewegung, aber auch andere Körperfunktionen betreffen können.
Neben den motorischen Symptomen, die vor allem die Bewegung und Beweglichkeit betreffen, gibt es auch noch eine Vielzahl nicht-motorischer Symptome, die vor den motorischen Beschwerden, aber vor allem auch im Laufe der Erkrankung auftreten können:
- Blasenfunktionsstörung
- Störung der Magen-/ Darm-Bewegung (Verstopfung, Völlegefühl)
- Störung der Sexualfunktion (z.B. Erektionsstörungen, verminderte Libido)
- Depressionen und Ängste
- Schlafstörungen
- kognitive Störung bis zur Entwicklung einer Demenz
- Schmerzen (vor allem des Bewegungsapparates, der Gelenke)
- Polyneuropathie (vor allem häufig Sensibilitätsstörungen der Beine)
- Riechstörungen bzw. vermindertes Riechvermögen
- Blutdruckschwankungen
Wie wird die Diagnose Parkinson-Erkrankung gestellt?
Anhand der Vorgeschichte und typischen Symptome kann bereits mit großer Wahrscheinlichkeit die Diagnose eines Parkinson-Syndrom gestellt werden. Finden sich im ergänzend durchgeführten MRT oder CT des Kopfes keine Hinweise für andere Ursachen und werden z.B. auch keine Medikamente eingenommen, die entsprechende Beschwerden verursachen, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Parkinson-Syndrom vor. Für die endgültige Diagnose ist z.B. auch das positive Ansprechen auf die dopaminergen Parkinson-Medikamenten ist von großer Bedeutung.
Hier finden Sie einen Kurzfragebogen zur Früherkennung einer möglichen Parkinson-Erkrankung. Wenn Sie drei oder mehr Frage mit JA beantworten, sollte eine fachärztliche-neurologische Abklärung erfolgen.
Therapie der Parkinson-Erkrankung
Die Parkinson-Erkrankung ist derzeit leider nicht heilbar. ein Grund dafür ist, dass man bis heute nicht genau verstanden hat, wie und wann die Erkrankung genau beginnt, so dass die derzeitigen Therapieansätze vor allem darauf abzielen, die Symptome der Parkinson-Erkrankung zu kontrollieren. Das gelingt in der überwiegenden Zahl der Betroffen auch sehr gut.
Durch eine Kombination aus Medikamenten, Krankengymnastik und Bewegungstherapien können die Beschwerden meistens über viele Jahre gut behandelt werden, so dass im Alltag oftmals keine oder nur wenig Einschränkungen vorhanden sind.
Die medikamentöse Therapie der Parkinson-Erkrankung zielt vor allem darauf ab, den Mangel an Dopamin im ZNS auszugleichen. Da dieser Mangel am Anfang der Erkrankung meistens noch nicht so ausgeprägt ist, können häufig niedrige Dosierungen der Medikamente bereits gute Erfolge erzielen. Im Laufe der Zeit muss die medikamentöse Therapie immer individuell – je nach Krankheitsverlauf, Verträglichkeit und Ausprägung der Erkrankung – angepasst werden.
Bewegung und sportliche Aktivitäten wirken sich auch positiv auf das Nervensystems und die Psyche aus.
Es gibt mittlerweile eine Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen die zeigen konnten, dass durch regelmäßige und gezielte körperliche Bewegung Anpassungen des Nervensystems stattfinden und somit viele Symptome des Parkinson-Syndroms rückläufig und die Beweglichkeit und Koordination gebessert werden können.
Die Geh- und Standfähigkeit, Gleichgewichtsfunktion und Körperfehlhaltungen können durch regelmäßiges Training verbessert werden. Sturzereignisse und deren Folgen können reduziert werden. Schmerzen des Bewegungsapparates sind durch Bewegung oftmals gut rückläufig. Zudem wird das Herz-Kreislauf-System trainiert und die Durchblutung der Organe verbessert.
Weitere Informationen
Informationsseite der Firma UCB www.parkinson-aktuell.de
evande e.V. – Parkinson Selbsthilfe Frankfurt
Bewegungstherapie Videos (Paracelsus-Elena-Klinik)
MOVE-App (Fachkrankenhaus für Bewegungsstörungen Beelitz)