Psychotherapie
Psychische Erkrankungen – wie zum Beispiel Depressionen, Ängste, Substanzmittelabhängigkeit oder Zwangsstörungen – haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Neuere Zahlen zeigen, dass in Deutschland ca. 25% der Menschen an einer psychischen Erkrankung leiden. Das führt nicht nur zu einer erheblichen Belastung der Betroffenen selbst, sondern in der Regel auch zu Auswirkungen auf das Umfeld (z.B. Familie, Freunde, Arbeitgeber) der Erkrankten.
Angehörige und Familienmitglieder machen sich häufig starke Sorgen um die Erkrankten und es kommt auch bei ihnen häufiger zu Konflikten und einem Gefühl der Hilflosigkeit.
Bei einem Blick auf die Arbeitswelt zeigen neuere Zahlen, dass in Deutschland ein Großteil der Krankheitstage auf psychische Beschwerden zurückzuführen sind. Das hat direkte Auswirkungen auf die Erkrankten, da sie weniger leistungsfähig sind und ihre Arbeitskraft gefährdet ist. Aber auch die Gesellschaft merkt durch die krankheitsbedingten Ausfälle immer häufiger die damit verbundenen Probleme (z.B. Ausfälle von Unterrichtsstunden in Schulen, fehlende Betreuung in der Kindergärten, fehlendes Personal in Krankenhäusern, Ausfall von Bus und Bahn etc.).
Psychische Erkrankungen sind mittlerweile keine Randerscheinungen mehr, sondern ein ernstzunehmendes für die Betroffenen persönliches, aber auch mehr und mehr gesellschaftliches Problem.
Welche Hilfen und Therapiemöglichkeiten gibt es bei psychischen Erkrankungen?
Das hängt im Wesentlichen von der Art der psychischen Erkrankung und der Schwere der Symptome ab.
Bei leichteren Symptomen, kann es manchmal schon helfen Probleme anzusprechen, in den Austausch zu gehen oder sich mehr um sich selbst zu kümmern (z.B. kurze Auszeit nehmen, für mehr Erholung und Ausgleich im Alltag sorgen, mehr Sport machen).
Wenn die Beschwerden stärker sind und länger anhalten und Sie das Gefühl haben, es alleine nicht zu schaffen, sollte professionelle Hilfe gesucht werden.
Dies kann z.B. in Form von Beratungsstellen, Betriebsmedizinern, Hausarzt / Hausärztin oder auch Selbsthilfegruppen stattfinden. Hier kann eventuell auch herausgearbeitet werden, ob eine psychotherapeutische Behandlung erforderlich ist.
Was ist Psychotherapie?
Psychotherapie (von altgriechisch ψυχή psyche „Seele“, und therapeia „Behandlung“, von θεραπεύειν therapeuein „heilen, dienen“) bezeichnet die „gezielte professionelle Behandlung seelischer (psychischer) Störungen oder psychisch bedingter körperlicher Störungen mit psychologischen Mitteln“. Die dabei angewandten Verfahren, Methoden und Konzepte sind durch verschiedene Psychotherapieschulen geprägt (Quelle: wikipedia.de).
In Deutschland wird die ambulante Psychotherapie mittlerweile von vier „großen“ Psychotherapierichtungen geprägt: der Verhaltenstherapie, der tiefenpsychologisch orientierten Psychotherapie, der analytischen Psychotherapie und der systematischen Therapie. Diese vier Verfahren sind anerkannte Verfahren deren Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden (sogenannte Richtlinienpsychotherapie). Zusätzlich gibt es viele weitere Therapieverfahren und spezielle Therapietechniken, die neben den Haupttherapierichtungen angeboten werden und oftmals Vertiefungen oder spezielle Weiterentwicklungen darstellen (z.B. Gestalttherapie, Schematherapie, Psychodrama, Akzeptanz-Commitment-Therapie, Hypnotherapie etc.).
Das Psychotherapie an sich gut wirksam und das Verfahren eher nachrangig ist, konnte in wissenschaftlichen Studien gut belegt werden (z.B. Cuijpers 2021). Entscheidend ist vielmehr welche Persönlichkeit man mitbringt, welcher Ansatz bei der individuellen Erkrankung passend ist und ob man das Gefühl hat, dass es zwischen Patient und Therapeut zwischenmenschlich „passend“ ist.
Verhaltenstherapeutische Verfahren können z.B. handlungsorientierter und direktiver sein (man bekommt z.B. Aufgaben oder Handlungsvorschläge zum Üben).
Die tiefenpsychologische Arbeit legt den Schwerpunkt eher auf die eigene Lebensgeschichte, daraus entstandene Denk- und Handlungsmuster und das emotionale Erleben. Daraus wird dann z.B. abgeleitet wie sich diese Muster auf die Beziehungsgestaltung auswirken können.
Psychotherapie findet im Wesentlichen in Form von Einzelsitzungen oder Gruppensitzungen statt. Bei der Einzelsitzung treffen sich Therapeutin / Therapeut und Patientin / Patient meistens einmal in der Woche für 50 Minuten. Die Gruppenpsychotherapie besteht aus Gruppen von vier bis maximal neun Teilnehmern, die Sitzungsdauer beträgt 100 Min. und findet in der Regel auch einmal wöchentlich statt. Die Psychotherapie kann unterschiedlich lang dauern – es gibt Kurzzeit- und Langzeittherapien.
Die Länge der Therapie hängt vom Krankheitsbild und den Beschwerden ab und kann von wenigen Stunden bis zu maximal 80-100 Stunden über einen längeren Zeitraum benötigen.
Um ein Gefühl dafür zubekommen, ob man zusammen passt (das gilt für beide Seiten!) und ein längerfristiges psychotherapeutisches Arbeiten gelingen kann, gibt es immer die Möglichkeit von sog. probatorischen Sitzungen (mindestens 2 Sitzungen müssen vor Beantragung einer Psychotherapie durchgeführt werden!).
Was ist mein Ansatz in der tiefenpsychologisch orientierten Psychotherapie?
Für mich steht der Mensch im Mittelpunkt!
- Mich interessiert, wie mein Patient / meine Patientin zu der Persönlichkeit geworden ist, die er / sie heute ist. Was hat ihn / sie geprägt – positiv wie auch negativ?
- Welche Erfahrungen hat er / sie auf dem individuellen Lebensweg gemacht und welche Strategien musste er / sie sich eventuell aneignen, um durchs Leben zu kommen.
- Welche Verhaltensweisen prägen eventuell den Alltag und sind diese förderlich oder hinderlich?
- Welchen Raum bekommen eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Wertvorstellungen?
- Wie gut kann sich jemand für seine Interessen einsetzen und kann – wenn erforderlich – eine gesunde Abgrenzung stattfinden?
- Wie nimmt man sich selbst und wie andere wahr? Ist man in Gedanken eher bei sich oder mehr bei anderen?
- Wie werden Gefühle wahrgenommen und ausgelebt?
- Kann man mit sich verständnisvoll und sorgsam umgehen oder besteht das Leben eher aus Leistung, Kampf oder dem Gefühl alles aushalten zu müssen?
Diese Fragen und viele weitere können Thema der psychotherapeutischen Arbeit sein. Es geht nicht darum, dass Sie in der Therapie ein völlig anderer Mensch werden. Mir geht es in meiner Arbeit vor allem darum, dass Sie einen guten Kontakt zu sich selbst – ihren Bedürfnissen, Gefühlen, Wünschen – herstellen.
Ich möchte Sie dazu einladen, den Blick wieder mehr auf sich selbst zu richten. Das hat nichts mit Egoismus zu tun. Vertrauen Sie darauf, dass, wenn es Ihnen gut geht, es meistens auch ihrem Umfeld gut geht. Ein Ziel könnte es sein zu verstehen und kennenzulernen was Ihnen gut tut, was hilfreich für Sie ist und was nicht. Dabei ist es wichtig eine Idee davon zu bekommen, welche eigenen Anteile – die oftmals nicht böse gemeint sind – dazu beitragen, dass es im Leben nicht so „läuft“, wie gewünscht. Hierbei lohnt auch ein Blick auf die eigene Lebensgeschichte: es sind vor allem unsere Beziehungserfahrungen in der Kindheit und Jugend und die Atmosphäre in der wir groß wurden, die unsere Entwicklung und die Art und Weise, wie wir unser heutiges Leben gestalten, prägen.
Ich möchte mit Ihnen verstehen, warum das Symptom überhaupt entstanden ist. Es klingt vielleicht etwas paradox, wenn man sich mit der Frage beschäftigt: Welche Nutzen kann ein Symptom haben?
Häufig tauchen auf diesem Weg bisher unbewusste, eventuell alte Konflikte, Spannungen und unerfüllte Bedürfnisse auf, die sich bis in die heutige Zeit auswirken. Diesen Zusammenhang zu verstehen, kann helfen in der Gegenwart etwas anders zu machen und motivieren eine alternative Strategie für sich zu entwickeln. Auf diesem Weg möchte ich sie begleiten und unterstützen.
Wege zur Psychotherapie (Bundespsychotherapeutenkammer)
Psychotherapeutenkammer Hessen
Gesundheitsinformation.de – Wege zur Psychotherapie
Stiftung Gesundheitswissen – Was ist Psychotherapie? Wie bekomme ich einenTherapieplatz?