Wenn der Kopf nicht mehr so gut funktioniert …
Demenzen
Die Demenz gehört zu den häufigen neuro-degenerativen Erkrankungen des Gehirns. In Deutschland leben ca. 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz. Berechnungen gehen davon aus, dass im Jahr 2030 zwei Millionen und im Jahr 2050 ca. 2,8 Millionen Menschen in Deutschland eine demenzerkrankung haben werden.
Durch einen Untergang und / oder Abbau von Nervengewebe kommt es zu einem Verlust verschiedener Gehirnfunktionen, welche sich typischerweise bei Personen nach dem 60. Lebensalter bemerkbar machen.
Am häufigsten ist die Demenz vom Alzheimer-Typ, gefolgt von der vaskulären Demenz, Bei letztgenannter Form kommt es durch Gefäßveränderungen wiederholt zu Durchblutungsstörungen und dadurch zu einer Schädigung des Gehirn. Gibt es sowohl Veränderungen einer Alzheimer- als auch einer vaskulären Demenz – spricht man von einer gemischten Demenz.
Wichtig: neurokognitive Störung ist nicht gleich Demenz
Störungen von Gedächtnis, Konzentration, Aufmerksamkeit und Arbeitsgeschwindigkeit können auch bei vielen anderen Erkrankungen auftreten (z.B. Depressionen, Stoffwechselstörungen) oder durch Medikamente verursacht werden und müssen nicht immer Symptom einer Demenz sein.
Unter den kognitiven Fähigkeiten werden verschiedene geistige Prozesse zusammengefasst: Wahrnehmen, Planen, Entscheiden, Problemlösen, Lernen, Erinnern, Kreativität, Sprachverarbeitung, Konzentration und Aufmerksamkeit, Informationsverarbeitung.
Typischerweise kommt es bei den meisten Demenzformen im Verlauf von Monaten bis Jahren zu Gedächtnisproblemen (z.B. werden Termine oder kurz zurückliegende Gesprächsinhalte vergessen, die Betroffenen fragen häufig Sachen die selben Sachen nach). Oftmals treten aber auch Orientierungsstörungen auf (z.B. werden bekannte Orte nicht gefunden oder man verfährt sich häufiger). Auch Sprachstörungen sind ein häufiges Symptom (z.B. können Gegenstände nicht mehr benannt werden). Manchen Patienten fällt auch die Bedienung eines Gerätes schwerer oder bekannte Handlungsabläufe werden durcheinander gebracht (z.B. werden beim Kochen Zutaten vergessen und verwechselt oder Kleidungsstücke werden falsch angezogen).
Es können auch Stand- und Gangunsicherheiten auftreten, die eventuell als “Schwindelgefühl” wahrgenommen wird. Auch Depressionen, Ängste oder Veränderung der Persönlichkeit (aggressiv, ungeduldig, impulsive, launisch) können bei einer Demenz auftreten.
Wichtig ist die Unterscheidung in kognitive Störung ohne oder mit Einschränkung der Alltagsaktivitäten.
Beantworten Sie diesbezüglich bitte folgende Fragen:
- Können Sie ohne Probleme Essen zubereiten bzw. kochen?
- Sind das Anziehen und die Körperpflege (z.B. waschen, rasieren, Zähne putzen etc.) selbstständig möglich?
- Können Sie weiterhin elektronische Geräte bedienen?
- Finden Sie in der Wohnung alle Räume und wissen Sie wo Sachen stehen?
- Ist Einkaufen selbstständig möglich?
- Können Sie Bankgeschäfte und Behördengänge erledigen?
Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, warum es bei manchen Menschen zu einer Alzheimer-Demenz kommt und bei anderen nicht.
Wahrscheinlich spielen genetische Faktoren eine gewisse Rolle (familiäre Veranlagung), man kennt mittlerweile jedoch auch mehrere Risikofaktoren, die das Entstehen einer Demenz begünstigen.
Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung |
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Untersuchungen haben gezeigt, dass drei von zehn (Alzheimer) Demenz-Fällen verhindert werden könnten, durch Behandlung / Vermeidung folgender sieben beeinflussbarer Risikofaktoren: – Bluthochdruck, – Übergewicht im mittleren Lebensalter, – Diabetes mellitus, – Depression, – körperliche Inaktivität, – Rauchen, – übermäßiger Alkoholkonsum – niedrige Bildung |
Gesichert ist, dass die Veränderungen des Gehirns mehrere Jahre vor den ersten Symptomen beginnen. Das ist auch einer der Gründe, warum die derzeitigen Therapieansätze nicht erfolgreich sind, da der eigentliche Erkrankungsprozess bereits seit mehreren Jahren besteht. Umso wichtiger ist es eine weitere Schädigung des Gehirns zu verhindern und die Risikofaktoren konsequent zu behandeln.
Bei der Demenzabklärung ist einerseits die Abgrenzung zu anderen behandelbaren Erkrankungen erforderlich, andererseits soll durch die Untersuchungen eine Einteilung in die Schwere der Demenzerkrankung erfolgen.
Auch Medikamentennebenwirkungen können die Gehirnfunktion betreffen. Von daher ist es wichtig alle Medikamente der letzten 1-2 Jahre mitzuteilen.
Die Demenzdiagnostik beinhaltet immer eine spezielle neurokognitive Testung, eine Darstellung des Gehirns mittels CT oder besser MRT sowie eine spezifische Labordiagnostik.
Ein EEG kann zusätzlich Hinweise auf eine gestörte Hirnfunktion geben.
Bei Durchblutungsstörungen sollte eine ergänzende Ultraschalluntersuchung der hirnversorgenden Gefäße stattfinden.
In manchen Fällen ist es sinnvoll das Nervenwasser (Liquor) auf bestimmte Parameter zu untersuchen.
Falls Gangstörungen vorhanden sind, ist für eine genauere Einordnung eine spezielle Ganganalyse und eventuell auch eine Untersuchung der Nervenbahnen erforderlich.
In den letzten Jahren wurden zunehmend wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt, die darauf abzielen eine Demenz frühzeitig zu erkennen. Mit sogenannten Biomarkern, wie z.B. Beta-Amyloide oder Tau-Proteine, hoffte man zukünftig in frühen Stadien der Demenzerkrankung die Diagnose stellen und ggf. auch behandeln zu können.
Therapiemöglichkeiten bei der Demenzerkrankung
Bis heute gibt es keine kausale Therapie, die eine Demenz heilen kann, aber es gibt viele Möglichkeiten die Erkrankung zu beeinflussen.
Die Therapie der Demenz gestaltet sich nach der vermutlich zugrunde liegenden Ursache.
Es gibt mittlerweile verschiedenen Medikamente, die ein Fortschreiten der kognitiven Verluste und Verhaltensauffälligkeiten, vor allem bei der Alzheimer-Demenz, verlangsamen können. Teilweise kommt es sogar auch zu einer Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit.
Die neuen Antikörper-basierten Therapien, die in den letzten Jahren zunehmend in der Öffentlichkeit diskutiert werden, sind zum aktuellen Zeitpunkt noch keine wirkliche Therapieoption. In Europa / Deutschland sind die Therapien nicht zugelassen. Gründe dafür sind unter anderem das hohe Nebenwirkungsrisiko (Hirnschwellung, Blutungen) und die damit verbundene engmaschige Kontrolle mittels MRT. Auch ist noch unklar welche Patienten wirklich davon profitieren und die Langezeiteffekte oder -komplikationen sind derzeit noch nicht absehbar.
Liegt eine vaskuläre Demenz vor, gilt es vor allem die schädigenden Gefäßrisikofaktoren – wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, erhöhte Blutfette und Rauchen – optimal zu behandeln.
Körperliche Aktivitäten oder eine gezielte Bewegungstherapie können zu einer Verbesserung der Herzkreislauffunktion und des Körpergefühls führen, sowie Schmerz, Stress und Belastung reduzieren. Es gibt gute Belege, dass sich vor allem psychische Symptome (wie z.B. innere Unruhe, Anspannung, Schlafstörungen) durch Bewegung bessern.
Bleiben Sie geistig und körperlich aktiv!
Viele “Kinderspiele” fordern das Gehirn auf spielerische Art und sind ein schöner Zeitvertreib. Spielen Sie doch zum Beispiel mal wieder Uno, Scrabble, Memory, Domino, Kniffel, Elfer raus, Mensch-ärger-dich-nicht, Stadt-Land-Fluß, Vier gewinnt, Ich packe meinen Koffer und nehme mit, und vieles mehr…
Regelmäßige Bewegung ist nicht nur gut für den Körper, sondern wirkt sich auch positiv auf das Nervensystems aus. Versuchen sie sich 2-3mal in der Woche für 30-45 Minuten zu bewegen.
Treten psychische Symptome auf, wie z.B. Unruhe, Depressionen, Schlafstörungen oder Halluzinationen, können diese mit Medikamenten oftmals gut behandelt werden. Auch gilt es Medikamente die sich negativ auf die Hirnfunktion auswirken zu reduzieren, abzusetzen oder auszutauschen. Manche Medikamentenkombinationen führen auch zu relevanten Wechselwirkungen untereinander, so dass es immer auch sinnvoll ist, kritisch die Notwendigkeit der aktuelle Medikamente zu hinterfragen. Oftmals spielen auch eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit und Nahrung eine wichtige rolle in der Behandlung älterer Menschen.
Ergotherapie ist bei Problemen der Alltagsaktivitäten, Koordinationsstörungen und zum Hirnleistungstraining sinnvoll.
Treten Sprachstörungen auf, kann eine spezielle Sprachtherapie (Logopädie) in Betracht gezogen werden.
Auch eine Anpassung des Lebensraums (Wohnung oder Haus) ist oftmals hilfreich:
- Schränke, Fächer und Schubladen können beschriftet werden
- Stolperfallen, wie z.B. lose Teppiche, Läufer oder Kabel auf dem Boden, sollten beseitigt werden
- Häufig benutzte Gegenstände – wie z.B. Schlüssel, Geldbörse, Tasche – sollten immer am gleichen Ort aufbewahrt werden
- Ein Notizblock für wichtige Erledigungen oder Termine sollte einen festen Ort haben
- Schreiben Sie wichtige Telefonnummern auf und bewahren den Zettel in der Nähe des Telefons
- ein Hausnotrufsystem ist für Alleinlebende zu empfehlen
Der Verlauf der Demenz kann sehr unterschiedlich sein und ist am Anfang der Erkrankung nicht abschätzbar.
Viele Patienten können über Jahre noch selbstständig am Leben teilnehmen oder benötigen nur wenig Unterstützung im Alltag.
Wichtig ist, dass Sie selbst dazu beitragen können wie es Ihnen geht, in dem Sie z.B. so lange wie möglich körperlich und geistig aktiv bleiben und Risikofaktoren einer Demenz bestmöglich behandeln!
Weitere Informationen
Deutsche Alzheimer Gesellschaft
Wegweiser Demenz des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Kinder und Frauen www.wegweiser-demenz.de
Verein zur Unterstützung der Alzheimer Forschung hirnliga e.V.
Frankfurter Programm „Würde im Alter“,
Ambulante Altenpflege , Psychosoziale Beratung und Begleitung
www.aelterwerden-in-frankfurt.de
Alzheimer Gesellschaft Frankfurt e.V. www.frankfurt-alzheimer.de
Nationale Demenzstrategie (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Bundesministerium für Gesundheit)