Die sogenannte „kognitive Reserve“ bei Demenzerkrankungen ist ein Konzept, das darauf abzielt, dass im jüngeren Jahren eine Art kognitiver Vorrat angelegt werden kann, der im Falle einer Demenzerkrankung dann später die Auswirkungen zunächst „abpuffert“.

Das Theorie dahinter ist, dass, wenn wir unser Gehirn aktiv halten, die Verbindungen der Nervenzellen untereinander im Gehirn optimiert und intensiviert werden. Damit ist ein besserer Informationsaustausch möglich, was wiederum bei einem Abbau des Gehirns diesen über eine gewisse Zeit ausgleichen kann und unser Denkvermögen dadurch langsamer bzw. weniger stark eingeschränkt wird.
Man kann sich die Idee der kognitiven Reserve als Bild folgendermaßen vorstellen: Wenn es an einem Fluß nur zwei Brücken gibt, damit man diesen überqueren kann, so haben Sie eventuell Probleme auf die andere Seite zu kommen, wenn eine Brücke defekt sein sollte. Sind hingegen fünf oder sogar mehr Brücken vorhanden, weil in früheren Jahren mehrere Verbindungen aufgebaut wurden, ist der Ausfall von ein oder zwei Brücken nicht so relevant.

Auch wenn das Konzept der kognitiven Reserve in den letzten Jahren weiterhin kontrovers diskutiert wird und noch nicht alle Mechanismen verstanden wurden, gibt es ausreichend Hinweise, dass ein gesunder und ausgewogener Lebensstil mit gesunder Ernährung, ausreichend Schlaf, regelmäßiger sportlicher Aktivität, soziale Kontakte und geistig herausfordernden Tätigkeiten (beruflich aber auch privat, z.B. durch Hobbys oder soziales Engagement) förderlich für die Hirngesundheit sind.
Anfangs hatte man gedacht, dass vor allem Menschen mit einer höheren Bildung eine kognitive Reserve bilden würden, die das Auftreten von Symptomen verzögern würde. Das konnte aber in wissenschaftlichen Untersuchungen nicht eindeutig belegt werden und ist aufgrund der Komplexität des Gehirns wahrscheinlich zu einfach gedacht.

Da die medikamentöse Therapie von Demenzerkrankungen in den letzten Jahrzehnten leider keine wesentlichen Fortschritte gemacht hat, was vor allem daran zu liegen scheint, dass alle Therapieansätze zu spät ansetzen (und auch die neuen Antikörper-basierten Therapieansätze wahrscheinlich nur relativ wenig Betroffenen helfen wird), sollte der Fokus eventuell mehr auf Prävention gelegt werden.

Gehen Sie tanzen oder spielen ein Instrument, da vor allem Musik und Rhythmik eine großartige Herausforderung für unser Gehirn sind, lesen Sie interessante Literatur und entdecken neue Dinge, bleiben Sie im Austausch mit anderen Menschen und genießen lebhafte Diskussionen, lernen Sie neue Länder oder Regionen und Kulturen auf Reisen kennen, vielleicht haben Sie Lust eine Sprache neu zu erlernen, spielen Sie Spiele (z.B. Karten- oder Brettspiele, Strategiespiele), da wir auf diese Art unser Gehirn spielerisch und mit Spaß aktiv halten oder werden sie kreativ und beschäftigen sich mit etwas für Sie Neuem (z.B. mit digitaler Fotografie, handwerkliche Tätigkeiten oder lernen Stricken oder Nähen).

Das Gehirn ist immer offen für Neues und lernwillig. Vielleicht geht das Lernen nicht mehr so schnell wie in jüngeren Jahren, man ist aber nie (!) zu alt sich neue Sachen anzueignen und etwas neu zu erlernen. Studien konnten zeigen, dass auch bei Menschen über 80 Jahre die Fähigkeit zum Erlernen gut vorhanden ist.

Vor allem regelmäßige sportliche Aktivitäten wirken sich positiv auf die kognitiven Funktionen aus. Mehrere Studien konnten belegen, dass Menschen die in mittleren Lebensjahren (45 bis 60 Jahre) sportlich aktiv waren, im höheren Alter weniger kognitive Einschränkungen entwickelten.

Für mich sind in diesem Zusammenhang immer wieder zwei Sprüche passend:
„Wer rastet, der rostet.“ und „Use it or Loose it!“
Sorgen Sie dafür, dass ihr Gehirn nicht einrostet und Sie möglichst wenige Hirnfunktion „verlieren“…

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