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Auf der Jahrestagung der europäischen MS-Gesellschaft ECTRIMS in Barcelona im September 2024 wurde auf der Basis eines Treffens mit 55 MS-Expertinnen und Experten aus 16 Ländern eine Überarbeitung der Diagnosekriterien für die Multiple Sklerose vorgeschlagen.

Die wichtigsten Änderungen gegenüber den 2017er-Kriterien:

Ein radiologisch isoliertes Syndrom (RIS) kann eine MS sein
Werden in MRT-Aufnahmen bei Personen ohne MS-Symptomatik zufällig typische MS-Veränderungen entdeckt, die aufgrund ihrer Lage und des Aussehens an MS-Läsionen erinnern, kann unter bestimmten Umständen von einer MS ausgegangen werden. Diese sind:
– Die Kriterien für die räumliche und zeitliche Verteilung (Dissemination) sind erfüllt, oder
– es lassen sich eine räumliche Verteilung und ein positiver Liquorbefund beobachten, oder
– es werden neben einer räumlichen Dissemination mindestens sechs zentrale Venenzeichen (CVS), also Läsionen mit einer Vene im Zentrum, beobachtet.
Da aus Beibachtungsstudien bekannt ist, dass innerhalb von zehn Jahren rund die Hälfte und nach 15 Jahren knapp drei Viertel der Personen mit RIS eine klinische MS entwickeln, ist die frühzeitige Einordnung der Veränderungen wichtig.

Kappa-Leichtketten (k-FLC) neben oligoklonalen Banden (OCB). 
Während einer chronischen Entzündung des zentralen Nervensystems werden auch sogenannte freie Kappa-Immunglobulin-Leichtketten von Plasmazellen freigesetzt. Diese lassen sich einfacher nachweisen als OCB, sind zudem quantifizierbar und gewinnen über den sogenannten k-FLC-Index (Liquor im Vergleich zu Blutserumwerten) eine hohe Aussagekraft. Sie können nun statt einem OCB-Nachweis herangezogen werden.

Eine Beteiligung des Sehnerven (N.opticus) ist hinweisend auf eine räumliche Dissemination. Typische MS-Läsionen wurden bisher an bestimmten Stellen im ZNS (periventrikulär, infratentorial, spinal sowie kortikal/juxtakortikal) klassifiziert. Als fünftes Areal kommt nun der Nervus opticus hinzu. Eine Beteiligung des Nervs kann in der MRT nachgewiesen werden, aber auch über abnorme visuell evozierte Potenziale oder einen Befund bei der optischen Kohärenztomografie (OCT). Entsprechend sind die Kriterien für eine räumliche Dissemination erfüllt, wenn sich in zwei der nunmehr fünf typischen Areale Läsionen nachweisen lassen, unabhängig davon, ob sie symptomatisch sind oder nicht.

Läsionen in vier Arealen reichen für eine MS-Diagnose. Weisen Personen mit MS-Symptomen in der MRT in vier der fünf typischen ZNS-Regionen T2-Läsionen auf, genügt dies für eine MS-Diagnose. Ein Nachweis der zeitlichen Dissemination (= mehrere entzündliche Veränderungen, die sich im Laufe der Zeit unabhängig voneinander gebildet haben) ist nicht mehr nötig.

Die MS-Diagnose kann bereits bei einer einzigen typischen MRT-Veränderung erfolgen. Dies ist bei symptomatischen Personen unter folgenden Umständen möglich:

  1. Die Liquoranalyse (OCB, Kappa-Leichtketten) ist positiv und die Betroffenen sind zugleich CVS-positiv.
  2. Die Betroffenen sind liquorpositiv und weisen eine paramagnetische Randläsion (PRL) auf, also einen charakteristischen Ring um die Läsion, bestehend aus Eisenablagerungen, die von abgebauten Oligodendrozyten stammen.
  3. Es sind die Kriterien für eine zeitliche Dissemination erfüllt (Gadolinium-Anreicherung, später auftretende neue Läsionen) und die Betroffenen zeigen CVS.
  4. Es sind die Kriterien für eine zeitliche Dissemination erfüllt und die Betroffenen zeigen PRL.

Die vorgeschlagenen revidierten MS-Kriterien werden noch einmal unter MS-Experten diskutiert und anschließend veröffentlicht.

Quelle: https://www.springermedizin.de/ectrims-2024/multiple-sklerose/neue-ms-diagnosekriterien-vorgestellt/

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