Der gutartige Lagerungsschwindel ist eine der häufigsten Ursachen für einen akuten und heftigen Schwindel. Typischerweise werden durch bestimmte Lageveränderungen – oftmals im Liegen beim drehen oder beim Hinlegen – immer wieder kurzandauernde Drehschwindelsymptome (Dauer oftmals nur ca. 20-30 Sekunden) ausgelöst.
Dem Schwindel zugrunde liegt eine Störung in den sogenannten Bogengängen des Innenohrs. Dort kommt es zu einer Loslösung kleiner „Steinchen“ (sog. Otolithen), die dann frei in den Bogengängen wandern und zu einer Überreizung und somit zu Schwindel führen. Am häufigsten ist der hintere der drei Bogengang betroffen.
Therapeutisch werden vor allem sogenannte Lagerungsmanöver empfohlen, die dazu führen sollen, dass die Otokonien wieder in die richtige Position befördert werden.
Nun gibt es verschiedene Lagerungsmanöver, die zuhause durchgeführt werden können und alle eine gewisse Wirksamkeit besitzen. Bisher wurde aber noch kein direkter Vergleich durchgeführt, um herauszufinden, ob es einen Unterschied hinsichtlich der Wirksamkeit gibt.
In einer aktuellen Studien aus dem Schwindelzentrum der Uniklinik München wurde genau diese Frage aufgegriffen und das Semont-Plus-Manöver mit dem Epley-Manöver verglichen (siehe Anleitung weiter unten).
Die Ergebnisse zeigen eine Überlegenheit des Semont-Plus-Manövers mit einer rascheren Beschwerdefreiheit von ca. 1,3 Tagen (Semont: 2,0 +/- 1,6 Tage vs. Epley: 3,3 +/- 3,6 Tage).
Die Nebenwirkungsrate der beiden Manöver ist vergleichbar (vor allem zunächst Provokation von Schwindel und Übelkeit / Erbrechen). Wobei diese gut durch Medikamente behandelt werden können.
Hinweis
Beim üblichen Semont-Manöver wird der Kopf des Patienten bzw. der Patientin zunächst um 45% zur Seite mit dem nicht betroffenen Labyrinth gedreht, dann wird der Oberkörper auf die betroffene Seite gelegt (90°-Drehung) und bleibt eine Minute in dieser Position. Danach wird der Oberkörper in einem Schwung auf die nichtbetroffene Gegenseite bewegt (180°-Wende, „großer Wurf“) und erneut für eine Minute abgelegt. Anschließend setzt sich der Patient/die Patientin auf und verharrt eine weitere Minute in dieser Position.
Der Kopf wird nicht auf, sondern unter der Liegeebene abgelegt
Die Variante Semont-Manöver-Plus soll die „Wanderung“ der Otolithen optimieren und beruht auf der Beobachtung, dass die Kristalle sich z. B. bei der initialen Neigung des Oberkörpers um 90° ungefähr um 25° weniger bewegen: Indem die Patienten Oberkörper und Kopf im ersten Schritt nicht auf der Liege ablegen, sondern unter die Ebene der Liege bewegen, sodass ein Neigungswinkel von mindestens 150° erreicht wird (Abb. 1), schwimmen die Otokonien über den Scheitelpunkt des Bogengangs hinaus. Beim großen Wurf, der dann einer Rotation um ca. 240° entspricht, werden sie so mit größerer Wahrscheinlichkeit in den Utrikulus transportiert.