Auch in diesem Jahr möchte ich ein paar aktuelle Studienergebnisse vorstellen, die sich mit dem Thema MS beschäftigen.
EBV und MS
Die genau Ursache der Entstehung einer MS ist immer noch nicht geklärt. Seit vielen Jahren wird diskutiert ob bestimmte Infektionen dazu führen, dass das Immunsystem fehlgeleitet wird und das eigene Nervensystem attackiert. Vor allem Infektionen mit dem Eppstein-Barr-Virus (EBV) stehen schon länger im Verdacht. Eine aktuelle Studie hat sich genauer mit der Thematik beschäfigt und konnte zeigen, dass es bei bestimmten Patienten eine genetische „Fehlsteuerung“ gibt. Die Antikörper gegen EBV reagieren gegen bestimmte Nervenzellstrukturen und das Immunsystem ist nicht ausreichend in der Lage die Immunreaktion zu kontrollieren. Mit dieser Fehlsteuerung steigt das Risiko an einer MS zu erkranken um das 260fache.
Wenn es zukünftig möglich wird, diese Patienten zu erkennen, kann eventuell eine spezifische Therapie etabliert werden. Diese Studie ist ein weiterer Baustein im Verständnis der Multiplen Sklerose.
Vitamin D und MS
Seit Jahren wird über die Rolle von Vitamin D bei der MS diskutiert. Die bisherigen Forschungsergebnisse sind nicht immer eindeutig. Einerseits scheint ein Vitamin D-Mangel die MS negativ zu beeinflussen, andererseits weiß man immer noch nicht genau, ob Vitamin D vor einer MS schützen kann.
Dazu gibt es zwei aktuelle Studien:
Eine Untersuchung aus Neuseeland wollte klären, ob bei Patienten mit einem sogenannten „klinisch isolierten Syndrom“ (= erstmalige Symptomatik im Rahmen einer Entzündung des ZNS) die Gabe von Vitamin D dazu führen kann, dass weitere entzündliche Veränderungen verhindert oder verzögert werden können. Dazu haben sie insgesamt 4 Gruppen gebildet, die entweder kein Vitamin D, oder täglich 1000, 5000 oder 10.000 Einheiten Vitamin D über 48 Wochen bekamen.
Das Ergebnis war leider recht eindeutig: es gab keine Unterschiede in der Häufigkeit neuer entzündlicher Veränderungen in den Gruppen, egal ob und wie hoch Vitamin D eingenommen wurde.
Eine weitere Studie die sich mit Vitamin D beschäftigt hatte untersucht, inwiefern Vitamin D eine Rolle hinsichtlich der kognitiven Fähigkeiten von MS-Patienten spielen kann. In dieser Untersuchung wurden jeweils die Vitamin D-Spiegel bestimmt und verschiedene Tests zur Kognition (z.B. Aufmerksamkeit, Lernfähigkeit, räumliche Wahrnehmung) bei den Teilnehmern durchgeführt.
In dieser Untersuchung konnte ein eindeutiger Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin D-Spiegel und schlechteren kognitiven Fähigkeiten und stärkeren Einschränkungen im Alltag gezeigt werden. Die Ergebnisse wurden nicht durch Depressionen, Ängste oder eine Fatigue beeinflusst!
MRT Diagnostik bei MS
Die Magnetresonanztomographie (MRT) spielt eine zentrale Rolle in der Diagnose einer MS. Aufgrund der hohen Auflösung können entzündliche Veränderungen mittlerweile sehr gut dargestellt werden. Das Problem bei der MRT-Diagnostik ist aber immer wieder, dass auch andere Erkrankungen oder Ursachen im Nervensystem ein ähnliches Bild wie bei der MS machen können. Wie können MS-Veränderungen von anderen Veränderungen unterschieden werden?
Mit dieser Fragestellung hat sich eine Untersuchung eingehender beschäftigt und die Bedeutung des sogenannten „central vein signs“ herausgearbeitet. Dieses Zeichen zielt darauf ab, dass Entzündungen, die in der weißen Hirnsubstanz auftreten, bei der MS typischerweise um einer Vene herum liegen. Die Studie hat nun untersucht, inwiefern diese Zeichen zur Diagnosesicherheit beitragen kann.
Die Ergebnisse der MRT-Studie zeigten, dass das central vein sign mit einer hohen Genauigkeit (über 80%) einer MS-Diagnose einhergeht. Wenn zusätzlich noch sogenannten juxtakortikale Veränderungen (Entzündungen in der Nähe der Hirnrinde) nachweisbar sind, steigt die Genauigkeit auf über 90%.