Die Dissektion (Einriss) eines hirnversorgendes Gefäßes ist eine häufigere Ursache für Durchblutungsstörungen in jüngeren Jahren.
Was ist und passiert bei einer Dissektion?
Bei einer Dissektion kommt es zu einem Einriß der Gefäßinnenwand die zu unterschiedlichen Folgeerscheinungen führen kann. Neben kaum vorhandenen Symptomen kann es auch zu stärkeren Schmerzen und – durch Verschluss eines Gefäßes oder Bildung von Blutgerinnseln – zu Durchblutungsstörungen des Gehirns kommen. Wesentlicher Mechanismus ist die Einblutung in die Gefäßwand, die zur Einengung des Gefäßes führen kann. Zusätzlich können sich im Bereich des Gefäßwandschädigung Blutgerinnsel bilden, die sich Ablösen und in Richtung Gehirn abwandern und dort ein kleineres Gefäß verstopfen können.
Wie kommt es zu einer Dissektion?
Mögliche Ursachen sind einerseits mechanische Einwirkungen, wie Schleuderbewegungen des Kopfes z.B. im Rahmen eines Unfalls oder ein Schlag gegen den Hals. Manchmal sind es aber auch nur vermeintlich geringe Einwirkungen, wie z.B. eine schnelle Kopfdrehung oder ein starker Hustenanfall. Es gibt auch Menschen mit einer gewissen Bindegewebsschwäche, die eine vermehrte Neigung zu Einrissen der Gefäßstrukturen haben, ohne das eine wesentlichen „mechanische“ Krafteinwirkung stattgefunden haben muss.
Welche therapeutische Strategien sind bei der Gefäßdissektion erforderlich?
Die gute Nachricht vorneweg: die meisten Dissektionen verlaufen sehr positiv, so dass keine längerfristigen Therapien erforderlich sind. Auch dass es nach einer Dissektion zu einem nochmaligen Gefäßeinriss kommt ist eher selten der Fall.
Neuere Publikationen greifen das Thema der Therapie der Dissektion auf die bisher vor allem darauf abzielte die Blutgerinnung zu beeinflussen. Die bisherige Therapiestrategie besteht vor allem in einer antithrombotischen Therapie mit Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) oder eine sogenannten Antikoagulation („Blutverdünnung“) über mehrere Monate. In einer größeren Studie, die im Jahr 2021 veröffentlicht wurde, zeigte sich, dass bei einer Therapie mit entweder ASS oder einer Antikoagulation keine wesentlichen Unterschiede im Krankheitsverlauf bestanden – beide Therapiestrategien sind gleich wirksam. Eine aktuellere Veröffentlichung, mit einer Analyse spezieller Untergruppen, konnte jedoch einen gewissen Vorteil der Antikoagulation bei Patienten bei denen es zu Durchblutungsstörungen des Gehirns kam und das betroffene Gefäß nicht verschlossen ist herausarbeiten.
Eine Stellungnahme der American Heart Association aus dem Jahr 2024 empfiehlt eine antithrombotische Therapie über einen Zeitraum von 3-6 Monaten.
Nach einer Dissektion der Halsschlagader können die dynamischen Regenerationsprozesse des Gefäßes und die Veränderung des Blutflusses in der Regel gut mittels Ultraschall beurteilt werden. Bei vielen Betroffenen kommt es innerhalb von wenigen Wochen bis Monaten zur guten Rückbildung der Gefäßveränderungen (z.B. Rückbildung des Hämatoms). Manchmal können Verengungen oder auch Erweiterungen der Gefäße auftreten, die auch mittels Ultraschall oder MRT im Verlauf beobachtet werden können.
Je nach Krankheitsbild und Gefäßsituation muss eine individuelle Therapieentscheidung getroffen werden. In den meisten Fällen ist jedoch eine Therapie mit ASS über 3-6 Monate ausreichend.